Im Internet gibt es viele Risiken für Kinder und Jugendliche. Erwachsene kennen sich oft nicht gut mit dem Internet aus und kennen diese Risiken nicht. Sie denken deswegen, es ist OK, Kinder im Internet alleine zu lassen. Wie viele und welche Risiken es im Internet gibt, zeigt dieses Bild:

Risiken im Netz: Gefahren durch andere, Gefahren durch mich selbst

Die Risiken kann man einteilen in:

  • Psychische Risiken
    Stress, schlechte Laune, ungeeignete Inhalte, suchtartiges Verhalten, Depressionen, Ängste, Minderwertigkeitsgefühle, Aggression
  • Soziale Risiken
    Cybermobbing, Störung von Gruppen und Beziehungen, Gruppenzwang
  • Körperliche Risiken
    zu wenig Bewegung, Übergewicht, Rückenbeschwerden, Essstörung, Verletzungen im Straßenverkehr oder bei Challenges, Übermüdung
  • Rechtsverstöße
    Verletzung von Bild- und Eigentumsrechten, Beleidigungen, Verbreitung von Pornografie, Stalking, Extremismus, verbotene Symbole
  • Finanzielle Risiken
    In-App-Käufe, Abofallen, Online-Glücksspiel

Sonderfall: Cybergrooming

Cybergrooming bedeutet, eine Person versucht mit Kindern und Jugendlichen in Chats, Sozialen Medien oder Online-Spielen in Kontakt zu kommen, um sie zu sexuellen Handlungen zu bringen. Das kann der Austausch von Fotos oder Videos sein aber auch Treffen.

Täter folgen dieser Strategie:

  • Schritt 1: Vertrauen erschleichen
    Komplimente, Verständnis und Interesse, Geschenke, Interessante Dinge vorgeben (Haustier, schnelles Auto), Versprechen machen, Hilfsbedürftigkeit
  • Schritt 2: Fotos, Videos, Informationen bekommen
    richtiger Name, Telefonnummer, Adresse, privaten Fotos oder Videos, Details zum Privatleben, Probleme (Ziel ist es, Material für die Erpressung zu sammeln)
  • Schritt 3: Kind isolieren
    Familie und Freunde schlecht machen, Lügen erzählen, Geheimhaltung verlangen (Kind soll sich keine Hilfe suchen)
  • Schritt 4: Erpressung
    Mit den gesammelten Informationen oder Materialien erpressen, harmlosen Anlass für Treffen vorgeben, Hilfsbedürftigkeit vorgaukeln

Kinder sind auf solche Angriffe nicht vorbereitet. Das nutzen Täter aus. Kinder sollten deswegen nicht allein im Internet unterwegs sein. Wenn Erwachsene dabei sind, können Täter keinen Kontakt aufnehmen. Erwachsene sollten Kinder auf das Risiko vorbereiten

  • Cybergrooming und die Strategie der Täter besprechen.
  • Falsche Identität im Netz erklären.
  • Gute und schlechte Geheimnisse besprechen.
  • Über Warnsignale sprechen, wie zum Beispiel ein schlechtes Bauchgefühl.
  • altersgerechte sexuelle Aufklärung 
  • Hilfsmöglichkeiten besprechen, auch außerhalb der Familie

Kinder sehen die Täter schnell nicht mehr als Fremde an, weil sie das Gefühl haben, der Person vertrauen zu können. Sprecht deswegen mit Kindern nicht von „Fremden“ sondern von „Menschen, die du nur aus dem Internet kennst.“ Für den Kontakt mit diesen Menschen sollte die Familie klare Vereinbarungen haben:

  • Keine persönlichen Informationen allein an Menschen weitergeben, die man nur aus dem Internet kennt. Wenn Informationen weitergegeben werden, nur in Begleitung der Eltern.
  • Keine Treffen mit Menschen vereinbaren, die man nur aus dem Internet kennt, außer die Eltern sind dabei.
  • Kontaktanfragen in sozialen Medien, Chats oder Videospielen werden nur gemeinsam mit den Eltern angenommen. So lernen Kinder, nach welchen Kriterien Eltern die Kontakte bewerten.

Die Breck Foundation ist eine Initiative in Großbritannien. Sie setzt sich für die Aufklärung zum Thema Cybergrooming ein. Die Initiative wurde von Breck’s Eltern gegründet, der mit 14 Jahren von einem Cybergroomer getötet wurde. Der Täter war nur ein wenig älter als Breck. Sie lernten sich in einem Videospiel kennen. Der Täter lockte Breck in sein Haus und tötete ihn. Die Eltern setzen sich seit dem Tod ihres Sohnes für die Aufklärung von Eltern und Jugendlichen ein: https://www.breckfoundation.org/brecks-story

Ist mein Kind mediensüchtig?

Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind mediensüchtig ist. Oft ist es aber keine Sucht, sondern eine intensive Nutzung. Auch sie kann zu Problemen in der Familie führen. Zuerst wollen wir aber schauen, wie kann erkennt, ob ein Kind von einer Sucht gefährdet ist (das kann man auch auf andere Arten von Sucht übertragen).

Der Weg in eine Sucht hat 4 Stationen:

  1. Gebrauch: man nutzt oder konsumiert etwas
  2. Missbrauch:man nutzt oder konsumiert etwas, um etwas negatives auszugleichen (z.B. Stress, Wut, Angst, auch Langeweile)
  3. Gewohnheit: man hat ein starkes Verlangen nach etwas aber keine Entzugserscheinungen, wenn man es nicht bekommt
  4. Abhängigkeit: man hat ein starkes Verlangen und Entzugserscheinungen, wenn man es nicht bekommt.

Wichtiger als die Menge der Nutzung ist der Grund der Nutzung.

Wenn ich digitale Medien aus Spaß oder Neugierde nutze oder um mich zu informieren, ist das nicht kritisch.

Kritisch ist, wenn ich digitale Medien nutze:
aus Langeweile
zur Belohnung
um Selbstbestätigung zu bekommen
um Dinge zu verdrängen
gegen Stress aus Angst

Unser Gehirn möchte, dass es uns gut geht. Wenn wir digitale Medien dann nutzen, wenn es uns schlecht geht, ist die Gefahr, dass es für sich speichert „Wenn es mir schlecht geht, brauche ich digitale Medien, damit es mir besser geht.“

Folgende Dinge sollten Erwachsene beobachten:

  • Hat das Kind Freude an der Nutzung?
  • Verändern sich die schulischen Leistungen?
  • Hat das Kind Kontakt mit Familie & Freunden?
  • Hat das Kind andere Hobbys (Sport, Musik,…)?

Solange diese Dinge in Ordnung sind, besteht für das Kind kein großes Risiko. Erst wenn negative Anzeichen mehr werden, wie:

  • Dauer und Häufigkeit der Nutzung steigt stark
  • Kind hat durch die Nutzung negative Gefühle
  • Kind zeigt körperliche Probleme (Schlafstörung, Kopfschmerzen)
  • Kind kann Dauer und Zeitpunkt des Spiels nicht kontrollieren
  • Kind ignoriert drohende Strafen
  • Kind reagiert stark emotional, wenn die Nutzung nicht möglich ist.

Dann ist es wichtig, das Kind genau zu beobachten. Es muss keine Sucht sein, trotzdem kann das Verhalten die Familie belasten. Die Familie sollte gemeinsam eine Lösung suchen. Unterstützung bekommt man in vielen Beratungsstellen für Familien.


Bildquellen