Unser Blick auf eine Situation bestimmt unser Handeln. Führt diese Treppe nach oben oder nach unten? Was meint ihr?

Optische Täuschung einer Treppe die gleichzeitig auf und abwärts führt.

Übertragen auf die Familienbegleitung: Wie blicke ich auf die Familien, die ich begleite? Schau ich auf die Probleme oder auf die Lösungsmöglichkeiten? 

Steve de Shazer hat als erstes den lösungsorientierten Beratungsansatz genutzt. Eine Familie erzählte ihm in der ersten Beratungsstunde sehr viele Probleme. Shazer stellte der Familie die Frage, was in diesem „todkranken“ Familiensystem überhaupt noch funktioniere. Die Familie hielt ihre Beobachtungen dazu in der folgenden Woche fest. Beim zweiten Termin war die Familie wie ausgewechselt und hatte viele positive Berichte dabei.

Die neue Perspektive

Lösung und Problem sind voneinander unabhängig.

Es war völlig neu, in der Beratung und Therapie nicht mehr ausführlich über Probleme zu sprechen. Stattdessen stand im Mittelpunkt, darüber zu sprechen, wie man eine Situation verbessern kann, um die Probleme zu lösen. In der Beratung konzentriert man sich auf die Ressourcen (Stärken und Fähigkeiten) der Familie und versucht diese zu aktivieren. So kann die Familie die Situation aus eigener Kraft lösen.

„Positive Unterschiede“ erkennen und verstärken. 

Der lösungsorientierte Ansatz fragt nach Ausnahmen, wann das Problem nicht auftritt. Schauen wir noch einmal auf unsere Familie Nowak. Der Berater würde die Eltern fragen, wann Luca sich nicht zurückzieht. Der Berater fragt die Eltern, wann das Verhalten von Luca etwas besser wurde. Der Mutter fällt ein, dass Luca etwas offener war, als sie ihm vorgeschlagen hat, einen Kompromiss zwischen Hausaufgaben und Zocken zu suchen. Luca hat vorgeschlagen, dass er bereit sei, seine Hausaufgaben zu machen, wenn er dafür abends länger spielen darf, ohne dass seine Eltern meckern. Da sei Luca zugänglicher gewesen, sogar ein Gespräch hätten sie geführt…

Der Lösungsorientierte Denk- und Reflexionsstil sucht Lösungen und fragt nach gewünschten Ergebnissen. „Was kann ich tun?“ statt „Der Andere muss sich ändern.“ Die Familie wird dazu ermutigt, eigene Lösungen zu entwickeln und erste Schritte zu unternehmen („Was kann ich tun“). Die Stimmung zwischen Berater und Familie ist gut. Sie entwickeln zusammen viele neue Idee.