Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen

Afrikanisches Sprichwort
5 Menschen halten ihre Hände in der Mitte zusammen

Netzwerk eurer Organisation

Sucht als erstes in eurer Organisation nach Unterstützung:

  • Gibt es Angebote innerhalb der Organisation (andere Fachbereiche, wie z.B. Gesundheit, Rechtliches,…)
  • Habt ihr Zeit, euch im Team und mit den Vorgesetzten auszutauschen? Vielleicht auch gemeinsam mit anderen Teams? So könnt ihr die Erfahrungen der anderen nutzen.
  • Fragt nach Intervision, Fallbesprechung und Supervision. Die gemeinsame Arbeit kann bei der Suche nach Lösungen helfen.

Besprecht auch in der Organisation, wie es euch mit der Unterstützung geht:

  • Habt ihr ein „wir“-Gefühl bei eurer Tätigkeit?
  • Wisst ihr, an wen ihr euch wenden könnt, wenn es schwierig wird?
  • Wo und wann tauscht ihr euch aus, auch wenn es gut läuft?
Comic: Menschen stehen im Kreis und halten sich an den Händen

Weitere Netzwerke

In eurer Arbeit seid ihr in weitere Netzwerke eingebunden, wie zum Beispiel Schule oder Kita. Auch hier gibt es Unterstützung, die ihr nutzen könnt, wie zum Beispiel Lehrkräfte, Schulsozialarbeit, Elterncafés, Schulpsychologen. Wie sind die Eltern in diese Netzwerke eingebaut, wie können sie mitwirken? Werden die Eltern bspw. von der Schule erst kontaktiert, wenn der Schüler auffällig ist oder gibt es regelmäßigen Austausch?

Persönliche Netzwerke

Zu welchen Netzwerken habt ihr Kontakt oder seid ihr eher Einzelkämpfer? Habt ihr ein „wir“-Gefühl bei eurer Tätigkeit, wisst ihr, an wen ihr euch wenden könnt, wenn es gerade schwierig wird mit eurer Tätigkeit? Wo ist der Ort, die Zeit, sich auszutauschen, gerade auch, wenn es gut läuft? Das ist unheimlich wertvoll! Auch wenn ihr vieles allein schafft, sind solche Netzwerke wichtig. Natürlich zählt zu euren persönlichen Unterstützungsnetzwerken auch Freunde, Familie oder sonstige Unterstützer.

Comic Hunde telefonieren über Dosentelefon

Netzwerke für Familien: Die Netzwerkkarte

Auch für die Familien, die ihr begleitet, ist es wichtig, eine Netzwerk und Unterstützung zu haben. In der Netzwerkkarte erfasst ihr soziale Beziehungen, auf die Familien zugreifen können, wenn sie Unterstützung brauchen.

Eine Netzwerkkarte kann man entweder als Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch erstellen oder gemeinsam mit der Familie in der Beratung (für Eltern und Kinder). Die Netzwerkkarte ist entweder eine Bestandsaufnahme der Situation oder eine erste Orientierung über den Entwicklungsbedarf der sozialen Beziehungen.

Es ist hilfreich, in Ruhe über Unterstützer nachzudenken, auf die dann im Notfall oder bei einem bestimmten Problem zurück gegriffen werden kann. Von daher sollte eine solche Netzwerkkarte nicht für nur eine bestimmte Situation erstellt werden, sondern allgemein und umfangreich.

Vorlage Netzwerkkarte

So erstellt man eine Netzwerkkarte

Die Ringe nah am Zentrum bedeuten, dass Personen dem ICH sehr nahe sind – räumlich und/oder emotional. Je weiter nach außen, umso entfernter ist die Person.

Die Karte teilt sich in 4 Bereiche. Sie kann aber durchaus erweitert werden. Wir schlagen folgende Bereiche vor:

  • Familie
  • Freunde: Bekannte, Peergruppe…
  • Beruf/Arbeit/Schule: Kollegen, Teamleitung, Chef, Supervision…
  • Sonstige: Personen, die uns als Unterstützer vielleicht nicht bewusst sind, die sich aber als sehr hilfreich erweisen können (auch Institutionen). Zum Beispiel Nachbarn, Trainer im Verein, Gruppenleiter, religiöse oder gesellschaftlich wichtige Personen, Mentoren – aber auch professionelle Helfer, städtische Einrichtungen, Institutionen, wie Beratungsstellen o.ä.

Die Karte muss nicht vollständig sein und kann jederzeit aufgefüllt werden.

Bedeutung für die Familienberatung: Wozu sind Netzwerke wichtig?

Netzwerke stärken euch den Rücken! Und die Reflexion, d.h. das Bewusstsein darüber wer euch im Bedarfsfall unterstützen könnte, stärkt euer professionelles Handeln. Und das hat Auswirkungen auf die Arbeit mit euren Familien. Wichtig ist natürlich auch, dieses Netzwerk auszubauen und fortwährend weitere Kooperationsmöglichkeiten zu gestalten. Das schafft und erweitert eure Handlungsmöglichkeiten.

Zweck der Arbeit mit Netzwerkkarten

Wofür dient die Methode:

  • Ressource für Klienten
  • Bestandsaufnahme sozialer Beziehungen
  • Visualisierung als ‚soziale Landkarte‘
  • Empowerment: Beweis dafür, dass die Familien in der Lage sind, in Kontakt zu gehen und Verbindungen zu pflegen
  • Selbsthilfeunterstützung: Wünschenswerte Veränderungen anbahnen

Wie wird die Netzwerkkarte angewendet?

  1. Erstellen und Ausfüllen der Netzwerkkarte
  • Als Vorbereitung auf ein Beratungsgespräch
  • Gemeinsam mit den Familien in der Beratung (für den Elternteil und/ oder für den Jugendlichen)
  1. Auswertung der Netzwerkkarte
  • Inhalt
  • Dichte des Netzes
  • Erreichbarkeit
  • Passung
  • Belastbarkeit des Netzes
  1. Schlussfolgerungen ziehen
  • Was soll verändert werden?
  • Was ist die Familie bereit zu tun, um Veränderungen zu erreichen?
  • Was können konkrete Schritte sein?
  • Welche Hilfe ist dafür erforderlich?
  • Wer kann diese Hilfe leisten?
  • Bis wann soll ein erster Schritt gemacht sein?
  • Braucht es ein Unterstützer-Treffen?

Einsatz der Netzwerkkarten in verschiedenen Phasen der Beratung

Beginn der Beratung:

  • Bestandsaufnahme des Kontextes, in dem Klient lebt
  • Erste Orientierung über den Entwicklungsbedarf der sozialen Beziehungen

Mitte der Beratung:

  • Monitoring: Sind die erwünschten Veränderungen teilweise schon eingetreten?
  • Veränderungen im Netzwerk?

Ende der Beratung:

  • Ressourcen aktivieren: Überleitung der Unterstützung aus der Beratung in andere Unterstützungssysteme (auch Freunde, Vereine, Institutionen usw.)
  • Vorher/Nachher-Vergleich

Unterstützung: Haltung dazu

  • Unterstützung dient der Entwicklung der Beziehungen des Einzelnen
  • Sich als Teil eines Unterstützungssystem zeigen („Wir-Haltung“)
  • Erhöhung der eigenen Glaubwürdigkeit durch Selbstreflexion
  • Fortwährende Kooperationsmöglichkeiten gestalten
  • Schaffen und Erweitern von Möglichkeiten des Handelns

Unterstützung: Haltung -> Handlung

  • Handlungsfähige und abrufbare Netzwerke früh bilden
  • Unterstützer-Treffen organisieren/moderieren
  • Peergroup als Unterstützer/Netzwerk, Partizipation

Bildquellen
https://www.pexels.com/de-de/foto/menschen-beziehung-verwischen-fenster-3865558/
https://pixabay.com/de/illustrations/social-media-personen-2457842/
https://pixabay.com/de/illustrations/yarn-telefon-kommunikation-netzwerk-2091195/
https://pixabay.com/de/illustrations/mindmap-karte-rechtecke-6238107/