Damit eure Gespräche gut gelingen, haben wir ein paar Tipps für euch gesammelt. Grundlegend ist wichtig:

  • Rahmen und Führung des Gesprächs: Dafür seid ihr als Familienbegleiter verantwortlich.
  • Inhalte: Dafür ist die Familie verantwortlich.

Das ist wichtig für alle Gespräche, die ihr bei eurer Arbeit führt. Besonders wichtig ist das für schwierige Gespräche. Wenn ihr einen Auftrag für ein Gespräch habt, ist es wichtig, diesen Auftrag zu nennen und gleichzeitig folgenden Tipps zu beachten:

Kleinster gemeinsamer Nenner

Ein Gespräch läuft entspannt, wenn sich die Teilnehmer einig sind. Das ist aber nicht immer der Fall. Dann ist es wichtig, den kleinsten gemeinsamen Nenner in den Blick zu nehmen. Also was ist das, was trotz aller Unterschiede alle verbindet. Damit schafft man ein Gemeinschaftsgefühl und ein gemeinsames Ziel.

Vermeidet „aber“

Vermeidet in Beratungsgesprächen das Wort „aber“. Wenn wir „aber“ sagen, hört sich das im Gespräch oft wie eine Rechtfertigung an. Damit beziehen wir eine Gegenposition. „Aber“ kann dadurch Gespräche  verlängern. Oft werden sie dadurch auch unangenehm. Eltern fühlen sich unverstanden und beginnen sich zu rechtfertigen. Das Gespräch kann eskalieren.

Visualisierung nicht Aber sagen, sondern und, jedoch, gleichwohl

Beispiel: Eine Mutter kommt ins Elterncafé und beschwert sich bei euch über die Betreuung der Kinder. Sie findet, dass die Betreuerin nicht pädagogisch wertvoll mit den Kindern spielt. Um ein „aber“ zu vermeiden, könnt ihr sagen:

„Ich verstehe, dass Sie das möchten, GLEICHZEITIG ist es so, dass das nicht im Vordergrund der Betreuung steht. Wir sind froh, dass sich Frau Meder so zuverlässig um die Kinder kümmert.“

Ein „aber“ würde zu einer Diskussionen führen. Es würden Meinungen gegenüberstehen und es könnte zu einem Konflikt kommen. Selbst bei einer Beschwerde könnt ihr mit einem UND statt einem „aber“ eine wertschätzende Rückmeldung geben. „DENNOCH“ oder „JEDOCH“ können ein „Aber“ auch gut ersetzen.

„Ich kann verstehen, dass Sie…UND bedanke mich auch für Ihr Feedback. UND GLEICHZEITIG ist es so….“

Fokus auf die Zukunft  

Vielleicht kennt ihr das. Ihr habt Eltern, die zu euren Vorschlägen oder Ratschlägen sagen, „Das klappt nicht.“ „Das habe ich so oft probiert.“ „Das hat noch nie geklappt.“ Damit hängt wie eine dunkle Wolke über dem Gespräch. Ihr als Gegenüber bekommt das Gefühl hilflos zu sein. Es scheint keine Möglichkeit für eine Lösung zu geben. Hier hilft es, wenn ihr betont, dass es sich dabei um die Vergangenheit handelt.

„Das HAT BIS JETZT NOCH NICHT GEKLAPPT, überlegen wir mal, wie es jetzt klappen könnte.“

Damit macht ihr deutlich, das liegt hinter uns, wir schauen nochmal neu darauf. Damit wird der Weg und die Lösung IN DER ZUKUNFT gefunden.

Frau schaut mit Fernrohr in die Ferne

Nach Ausnahmen fragen

Haben wir die Gesprächspartner für einen weiteren Austausch geöffnet, können wir nach Ausnahmen fragen.

„Überlegen wir mal, ob es wirklich nie geklappt hat oder immer so ist.“

Beispiel: Eine Mutter klagt, dass sie zu der Lehrerin kein gutes Verhältnis hat. Sie ist immer kurz angebunden, nie erreichbar und unfreundlich zu ihr. Gab es eine Situation, in der es anders war?

„Lassen Sie uns genau hinschauen. Gab es eine Situation, in der die Lehrerin freundlich, erreichbar und entgegenkommend war? Vielleicht auch nur ein wenig?

Wenn der Mutter Situationen einfallen, haken wir nach „Was war da anders?“, „Was haben Sie da anders gemacht?“, „Was können Sie zukünftig tun?“

Paar sitzt nachdenklich auf der Couch

„Immer“ stimmt bei einem Problem nie

Wenn Menschen Schwierigkeiten oder ein Leiden beschreiben, benutzen sie gerne das Wort „immer“.

  • „Ich habe immer so Kopfweh.“
  • „Ich bin immer so chaotisch.“
  • „Wir streiten uns immer so.“

Tatsächlich sind die Probleme aber nur sehr selten immer da. Meistens meinen die Personen „OFT“ statt „IMMER“. Das Wort „IMMER“ übertreibt die tatsächliche Größe des Problems. Ihr könnt eurem Gesprächspartner helfen, dass das Problem kleiner wird.

Beispiel: Jemand klagt, dass er immer Kopfschmerzen hat.

„In der Vergangenheit hatten Sie oft schreckliche Kopfschmerzen. Wann hatten Sie Kopfschmerzen und wann nicht?

Die Frage nach Ausnahmen macht das Problem kleiner und damit leichter lösbar. Unterscheidet durch eure Fragen, wann das Problem auftritt und wann nicht.

„Wann hatten Sie dieses Problem?“ oder „Wann hatten Sie es weniger oder gar nicht?“

Lesetipp: Falls ihr euch noch weiter mit diesem Thema beschäftigen möchten, empfehlen wir euch das Buch „MiniMax-Interventionen“ von Manfred Prior.

Besondere Situation: Gesprächspartner im Widerstand

Mädchen ist wütend

Manchmal kommt ihr in Gesprächen oder Beratungen nicht weiter. Das erkennt ihr zum Beispiel daran, dass:

  • Verabredungen nicht eingehalten werden
  • der Gesprächspartner nichts mehr sagt
  • der Andere sich abwehrend äußert
  • der Andere die Konfrontation mit euch sucht
  • Konflikte entstehen.

Wie kann es zu dieser Situation kommen? Meistens passiert dies auf der Ebene des Eisbergs, die unter Wasser liegt:

  • es kam zu Wertungen oder sogar Abwertungen
  • Gesprächspartner fühlt sich untergeordnet, weil er kein Fachmann ist
  • der Gesprächspartner fühlt sich geschwächt oder wurde geschwächt
  • Scham
  • Überforderung
  • als Trotzreaktion

Wie gehe man mit diesem Widerstand um? Was könnt ihr tun, um die Kooperation wieder herzustellen?

Sprecht die Situation offen an:

„Ich habe das Gefühl, Sie fühlen sich missverstanden (oder kontrolliert, bevormundet)?“

Versucht die Gründe zu erfahren:

„Wodurch habe ich Ihr Missfallen erregt (oder Ihre Gefühle verletzt)?“ „Was habe ich gesagt, das Sie verärgert hat?“

Übernehmt Verantwortung:

„Das tut mir leid.“ „Das wollte ich nicht.“

Versucht eine gemeinsame Vereinbarung zu treffen:

„Bitte geben Sie das nächste Mal Bescheid, wenn mir das wieder passiert.“

Legt den Schwerpunkt auf euer gemeinsames Ziel oder euren Auftrag.

Vater spricht mit Mädchen, das vorher wütend war

Bildquellen
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