Im Kurs haben wir über unsere Haltung mit der Übung „Lebensbaum“ nachgedacht:

  • Welche Grundhaltungen habe ich (innere Haltung oder Einstellung)?
  • Wo komme ich her?
  • Welche Erfahrungen habe ich gemacht?
  • Wie schaue ich in die Welt?
  • Welche Überzeugungen leiten mich?
Grafik eines Menschen, der Wurzeln und Äste hat

Wer die Übung noch einmal machen möchte: Nehmt ein Blatt Papier und einen Stift. Zeichnet einen Baum mit Wurzeln, Stamm und Ästen. Füllt die Äste, Stamm und Wurzeln mit Angaben zu euch selbst:

  • Äste: Woraus ziehe ich Kraft für meine Aufgaben? Mit welchen Gruppen in der Gesellschaft fühle ich mich momentan verbunden?
  • Stamm: Welche Überzeugungen und Werte habe ich von diesen Wurzeln mitbekommen?
  • Wurzel: Woher komme ich? Was sind meine Wurzeln? Was habe ich mitbekommen? Welche Ereignisse haben einen großen Eindruck auf mich gemacht?

Beispiele können sein:

  • Christliche Werte -> Disziplin, Leistung -> Bildung lohnt sich -> eigene Firma
  • Migration der Eltern -> Mut, Neuanfang gelingt/Veränderungen sind gut -> Vertrauen in neue Projekte/ interkulturell Arbeitende 

Der Baum kann als Metapher für die eigene Familie und Herkunft dienen: So wie jeder Baum hat jeder Mensch und jede Familie Wurzeln (Vergangenheit: Herkunft und Prägung), einen Stamm (gemeinsame Werte und Überzeugungen), Äste und Blätter (Zukunft: individuelle Pläne, Ziele, Visionen, Wünsche). Jeder Baum und jede Familie ist einzigartig, kein Familienmodell und keine Familiengeschichte sind besser oder schlechter.

Fazit: Wir sind stark durch unsere Erlebnisse in der Kindheit und Erfahrungen geprägt. Das beeinflusst das Bild, das wir uns von Familien machen und es beeinflusst unser Handeln.

  • Erziehungsbiographie: Welche Werte wurden mir im Elternhaus vermittelt? Gab es Strafen? Wenn ja, wie? Wie eigenständig konnte ich sein? Wie wurde meine Vorstellung über Geschlechter, unterschiedliche Religionen und Herkunft geprägt? Wie habe ich meine Stärken und Schwächen erfahren und wie bin ich damit umgegangen? Konnte ich Grenzen austesten und wie wurde darauf reagiert?
  • Beziehungsbiografie: Welche Hierarchien habe ich kennengelernt? Wie wurde in der Familie kommuniziert und mit Konflikten umgegangen? Wie viele Rechte wurden mir zugestanden? Habe ich Wertschätzung erfahren, wie sah diese aus?
  • Lern- und Bildungsbiografie: Welche erfolgreichen Lernerfahrungen habe ich gemacht? Was war der Auslöser dafür? Konnte ich entdecken, experimentieren und erforschen? Wurden meine Lern- und Bildungsbemühungen ernst genommen? 

 Von Haltung zur Handlung

All das, was wir uns angeschaut haben, ist bestimmt unsere Haltung. Und unsere Haltung bestimmt unsere Handlungen. Sie ist oft unbewusst, deshalb ist es wichtig, darüber nachzudenken. Unsere Haltung ist oft wichtiger, als die Methoden, die wir kennen. Haltung lässt sich aber nicht lehren. Sie ist das Ergebnis unserer Lebenserfahrung.  

Das Eisbergmodell

Weil Haltung und die Frage „Was macht mich aus?“ so wichtig ist, schauen wir uns das an einem weiteren Modell an. Das Eisbergmodell ist sehr vereinfacht, zeigt aber wie komplex der Menschen ist. Ein Siebtel unseres Verhaltens ist bewusst und sichtbar (unsere Handlungen, Entscheidungen,…). Also das, was vom Eisberg über der Wasseroberfläche zu sehen ist. Der Großteil unseres Verhaltens findet unbewusst statt und ist nicht sichtbar. Das ist der Teil des Eisbergs, der sich unter Wasser befindet.

Eisbergmodell

Direkt unter der Wasseroberfläche sind in diesem Modell die Gedanken und Gefühle. Diese erkennen wir noch am ehesten und können sie uns bewusst machen. Darunter liegen die Werte und Grundbedürfnisse des Menschen. Diese zu erkennen wird schwieriger.   

Ganz tief unten liegen unsere Grundbedürfnisse. Dafür kämpfen Menschen, da geht es ans Eingemachte. Alle Menschen haben die gleichen Grundbedürfnisse aber sie sind verschieden stark. Neben körperlichen Grundbedürfnissen, wie Atmung, Wärme, Nahrung und Schlaf gibt es auch soziale Bedürfnisse:

  • Liebe und Zugehörigkeit (Zu wem gehöre ich? Bin ich akzeptiert? Mögen mich die anderen?).
  • Sicherheit und Vorhersagbarkeit
  • Wachstum/Stimulation
  • Autonomie und Selbstbestimmung. Gerade Autonomie und Selbstbestimmung ist bei Jugendlichen wichtig. Wahlfreiheit zu haben, als „kundig“ und kompetent betrachtet zu werden! Wählen zu können

Das wichtigste Bedürfnis aber, ist das von Sinn und Bedeutung: Meinem Leben einen Sinn zu geben, ist ein wichtiges Grundbedürfnis. Als Begleiter könnt ihr zum Beispiel die Frage stellen: „Was für eine Lernaufgabe steckt in dem Verhalten Ihres Kindes für Sie?“


Bildquellen
https://pixabay.com/de/vectors/silhouette-frauen-baum-yoga-3087517/