„Wie lange darf mein Kind online sein?“ Diese Frage stellt man uns häufig. Es gibt darauf keine einfache Antwort. Jedes Kind ist anders. Jedes Kind hat eigene Bedürfnisse. Jede Familie hat eigene Vorstellungen vom Familienleben. Deswegen muss jede Familie die Regeln für die Mediennutzung selbst bestimmen.

Auch nicht jede Straße braucht eine eigene Ampelanlage…

In vielen Familien gibt es häufig Streit wegen der Mediennutzung. Regeln können dabei helfen, bei dem Thema entspannter zu sein. Eltern sollten mit Kindern früh üben Regeln für digitale Medien aufzustellen und sie konsequent einzuhalten. Je häufiger Eltern Ausnahmen machen, desto häufiger werden Kinder versuchen eine Ausnahme zu bekommen. Das ist der Hauptgrund für Streit.

Und was die Dauer angeht… Vor Corona empfahlen manche Experten, dass Kinder bis 12 Jahren nicht länger als eine Stunde digitale Medien nutzen. Dann kann der Fernunterricht und Kinder saßen oft 7 oder 8 Stunden im digitalen Unterricht. Familien sollten das Thema deswgen entspannt angehen. Wenn ein Kind gerne spielt, es ihm gut geht, es alle Aufgaben erledigt und Hobbys hat, kann es auch 2 oder 3 Stunden spielen, ohne dass sich die Eltern Sorgen machen müssen.

Mindestalter… Wir empfehlen, Kindern die Nutzung von digitalen Angeboten erst dann zu ermöglichen, wenn sie in der Lage sind, einfache Regeln und Konsequenzen zu verstehen. Die Anziehungskraft von Digitalem ist so groß, dass von Beginn an klare Regeln notwendig sind und Eltern sie konsequent umsetzen müssen. Zum Beispiel: „Du darfst eine Runde in deinem Spiel spielen.“ oder „Du darfst eine Folge der Serie schauen.“ Damit gewöhnen sich Kinder daran, dass Digitales nicht unendlich verfügbar ist.

Tipps für Regeln

Mutter, Vater, Tochter geben High Five
  • Familien stellen die Regeln gemeinsam auf:
    • Kinder und Jugendliche sagen ihre Bedürfnisse („Ich möchte, dass ich ein Level zu Ende spielen kann.“)
    • Eltern sagen ihre Bedürfnisse („Ich möchte, dass du mindestens eine Stunde mit Freunden draußen spielst“).
    • Gemeinsam vereinbart die Familie Regeln und Konsequenzen.
  • Regeln können sich verändern: Kinder entwickeln sich schnell. Auch digitale Medien verändern sich schnell. Manchmal gibt es Einflüsse von außen, wie zum Beispiel Corona. Die Regeln werden deswegen immer wieder neu verhandelt.
  • Eltern beobachten Kinder: Eltern beobachten Kinder wenn sie digitale Medien nutzen (wie im letzten Kapitel beschrieben). Zeigen Kinder Warnsignale sollten die Regeln neu verhandelt werden (zum Beispiel bei Anzeichen von Stress, negativen Gefühlen, Vernachlässigung anderer Dinge).
  • Konsequenzen: Regeln funktionieren nur, wenn Konsequenzen klar sind. Familien vereinbaren deswegen auch, was passiert, wenn Regeln nicht eingehalten werden. Konsequenzen sollten nicht zu streng sein, so dass sie das Kind dabei unterstützen, die Regeln einzuhalten.
  • Ausnahmen: Ausnahmen sind in Ordnung. Es sollte aber klar sein, wann es eine Ausnahme gibt. Zum Beispiel:
    • längere Spielzeit bei schlechtem Wetter oder wenn das Kind ein neues Spiel bekommen hat.
    • Gemeinsames Anschauen eines Films zählt nicht zur Medienzeit.
    • Wenn Kinder lange draußen waren, gibt es zusätzliche Spielzeit.
    • Auch Corona war eine Ausnahme. Leider eine sehr lange. Vielen Familien fällt es schwer, zu den alten Regeln zurück zu kommen. Wichtig ist, Familien zu zeigen, dass man jetzt wieder viele Dinge tun kann, wie draußen spielen, Freunde treffen, Veranstaltungen besuchen.

Beispiel: Konsequenzen

Maya vergisst häufig die Hausaufgaben, weil sie zu Hause oft an ihrem Smartphone ist. Die Eltern haben schon oft mit ihr darüber gesprochen aber Maya schafft es nicht, das Smartphone wegzulegen. Gemeinsam vereinbaren sie folgende Regel:

Regeln für Smartphone-Nutzung
  • Wenn Maya noch einmal die Hausaufgaben vergisst:
    • Darf sie einen Tag nicht ins Internet.
    • Die Eule wird auf die Stufe 1 gesetzt.
    • Wenn Maya jetzt eine Woche lang ihre Hausaufgaben macht, wird die Eule entfernt, das startet der Zähler neu.
  • Wenn Maya in der Woche noch einmal die Hausaufgaben vergisst:
    • Darf Maya 2 Tage nicht ins Internet.
    • Es wird wieder eine Woche gezählt.
    • Passiert es in der Woche noch einmal, darf sie 4 Tage nicht ins Internet, danach 8 Tage, und so weiter.
  • Die Familie schreibt auf:
    • wann Maya die Hausaufgaben nicht gemacht hat
    • wann die Woche vorbei ist
    • auf welcher Stufe Maya ist.

Damit sieht Maya deutlich, was die nächste Konsequenz ist. Sie bekommt aber auch ein positives Signal, wenn sie es schafft, die Regel eine Woche einzuhalten.

Beispiel: Handyfreie Zonen

Das ist für Erwachsene so wichtig, wie für Kinder. Wir haben auch viel zu oft unser Smartphone in der Hand. Diese Regeln gelten deswegen für die gesamte Familie. In diesen Bereichen nutzt die Familie kein Smartphone:

Handyfreie Zonen zu Hause: beim Essen, im Straßenverkehr, beim Schlafen, im Gespräch, bei Hausaufgaben, beim Fernsehen

Diese Regeln können von Familien einfach umgesetzt werden. Druckt sie aus und bringt sie den Familien mit.

pdf-Datei zum Download

Beispiel: Mediennutzungsvertrag

Der „Mediennutzungsvertrag“ ist eine Vorlage für Regeln zur Nutzung von digitalen Medien. Gemeinsam mit Familien könnt ihr ihn online ausfüllen: https://www.mediennutzungsvertrag.de/. Es gibt dort viele Beispiele für Regeln. Ehrlich gesagt, sind es sehr, sehr viele Regeln. Wenn es in einer Familie aber Probleme mit dem Thema gibt, könnt ihr diese Seite nutzen, um alle zu einem Gespräch zu bringen.

Wenn die Familie findet, dass sie eine Regel nutzen möchte, könnt ihr sie mit einem Klick in den Vertrag einfügen. Am Ende kann man den Vertrag ausdrucken und alle unterschreiben ihn.

Screenshot Mediennutzungsvertrag

Bildquellen
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