Reframing ist eine Methode, mit der man etwas in einem neuen Zusammenhang oder Rahmen sieht (von Englisch „frame“ = Rahmen).

Ein Bild hängt in zwei unterschiedlichen Bilderrahmen

Mit dieser Methode kann man Einfluss nehmen auf die Wahrnehmung einer Person. An etwas scheinbar nur negativem kann man plötzlich auch gute Seiten sehen oder es besser verstehen. Auch das ist eine Methode zur Ressourcenaktivierung.

Eine Geschichte als Beispiel

Ein gelber Schmetterling belästigt ein Huhn. Er fliegt die ganze Zeit um das Huhn herum und setzt sich ständig auf seinen Kopf. Das Huhn ist total genervt und kann nachts deswegen schon nicht mehr schlafen. Eines Morgens schimpft das Huhn laut bei seinen Hühnerkollegen und ist fest entschlossen, zur Polizei zu gehen und den Schmetterling anzuzeigen. Die anderen Hühner sind völlig verwundert und erklären dem Huhn, dass der Schmetterling es für eine Blume hält und deswegen immer um ihn herum fliegt. Das Huhn freut sich über die Vorstellung, eine Blume zu sein und freut sich seitdem, wenn der Schmetterling vorbei kommt.“

Huhn mit gelbem Schmetterling

Wie kann man Reframing in einer Beratung nutzen? Es gibt 3 Methoden:

  1. Neuer Zusammenhang oder Kontext: Ihr könnt zum Beispiel fragen „Welchen Vorteil hat eine Tätigkeit, die ich nicht gern mache?“ Zum Beispiel „Putzen hält mich fit.“ oder „Beim Einkaufen treffe ich viele Leute.“
  2. Neue Bewertung: „Wozu könnte ein gewisses Verhalten dienen?“ oder „Welche Funktion könnte es haben?“ Zum Beispiel: Die Kinder räumen nie ihre Sachen weg. Die Eltern denken, sie sind faul. Die Kinder räumen aber deswegen nicht auf, weil sie möglichst schnell mit ihren Freunden spielen wollen.
  3. Perspektive ändern: „Welche Bedeutung könnte es in 10 Jahren haben?“ oder „Wie habe ich das als Kind gesehen.“ Zum Beispiel: Das Kind kommt zu spät nach Hause. Die Eltern sind wütend. Dann erinnern sie sich aber daran, dass ihnen das als Kind selbst oft passiert ist.

Beispiele

Negatives Verhalten oder Konflikte können positive Aspekte haben. Die so gefundenen Stärken und Ressourcen kann man nutzen!

Julia kommt häufig zu spät.

Reframing: Julia geht selbständig zur Schule. Dabei macht sie viele Entdeckungen. Sie kommt sehr ausgeglichen und freudig an.

Marco zerstört häufig die gebauten Türme der anderen.

Reframing: Marco wünscht sich Kontakt zu anderen Kindern. Nun lernt er, wie er es auf andere Weise tun kann.

Beim Reframing geht es nicht um Schönreden, sondern darum, etwas aus einer anderen Sicht zu sehen. Wenn wir nur sein Verhalten anschauen, könnten wir Marco als destruktiv oder aggressiv sehen. Das könnte uns ärgerlich auf Marco machen. Durch den Wechsel des Blickwinkels bemerken wir vielleicht, dass er damit nur in Kontakt kommen möchte. Wir können ganz anders auf die Situation und Marco eingehen.

Roman stört den Unterricht. Er redet ständig mit seinem Nachbarn.

Reframing: Roman ist gesellig, mag Menschen, möchte Freunde finden, ist neugierig, vielseitig interessiert, sozial.

Die Eltern lassen Leila immer viel zu lange aufbleiben. In der Schule ist sie müde

Reframing: Die Eltern möchten möglichst viel Zeit mit Leila verbringen, gemeinsam mit ihr Essen und am Abend Zeit zusammen verbringen.

Nagat ist etwas kräftig. Die Eltern sind beide korpulent.

Reframing: Die Familie genießt gerne das gemeinsame Essen. Alle fühlen sich wohl in ihrer Haut.


Bildquellen
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